Klettern im Elbsandsteingebirge 
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Mythos Klettern im Elbsandstein
Oder: Das erste Mal in der sächsischen Schweiz

Hinweis:
Die folgenden Zeilen sind nur für Kletterer interessant (vielleicht), die noch nie im Elbsandstein unterwegs waren. Sachsen und andere Gebietskenner bitte nicht weiterlesen! Ich möchte mich nur ungern Eurem Spott aussetzen.

Wer hätte noch nicht davon gehört? Das sagenumwobene Klettern im Elbsandsteingebirge in Sachsen. Bis 1989 für Wessis hinter dem eisernen Vorhang verborgen und nur schwierig zu erreichen und fast nur von Fotos und Gerüchten bekannt, doch heute in greifbarer Nähe. Wilde Geschichten von kaum abgesicherten Routen, riesigen Abständen

Höllenhundturm Talseite
Die Talseite des Höllenhundturm, drei Ringe auf 70m

zwischen den Sicherungsringen und schlecht liegenden KnotenschlingenLexikon, die im Falle eines Sturzes kaum etwas halten. Wackelige Reibungskletterei weit über den Ringen, übelste Körper- und Schulterrisse sowie sandiger Fels und barfüssige Kletterer.

Doch genug der pathetischen Worte und Vorurteile. Im Elbsandstein darf nur an freistehenden Türmen geklettert werden, die mindestens 10m freie Wandhöhe zum Massiv oder zum Boden haben. Gesichert wird nur an den vorhandenen Ringen oder an Sanduhr-Lexikon und KnotenschlingenLexikon, die ähnlich wie KlemmkeileLexikon in Risse gesteckt werden. Die Ringe müssen einen Abstand von mindestens drei Metern zu einander haben, meist sind die Abstände jedoch wesentlich größer. Es

Reibungsklettern im Elbsandstein
Reibungsklettern

gibt Routen, die auf 70m Länge nur drei Ringe aufweisen. KlemmkeileLexikon sind zum Schutz des weichen Gesteins verboten, ebenso MagnesiaLexikon. Der Fels hat eine phantastische Rauhigkeit. Gewisse Rissklettereien bleiben jedoch für Kalk gewöhnte Kletterer sehr gewöhnungsbedürftig. Bewertet wird nach der eigenen sächsischen Skala. Viele Routen sind nach dem früher und auch heute noch teilweise üblichen a.f.-StilLexikon (= alles frei mit Ruhen an den Ringen und Schlingen) bewertet. Häufig gibt es auch schon eine  zweite Bewertung für eine rotpunkt-BegehungLexikon. Außerdem heißen Routen hier grundsätzlich Wege.

Für mich kam im Sommer 2003 die Zeit, mich zum ersten Mal dem Elbsandstein zu stellen. Nach nun mehr 19 Jahren Kletterkarriere empfand ich es ja fast als Bildungslücke, nie dort gewesen zu sein. Erwartungsvoll betrat ich in Hohnstein den Kletterladen Bergsport Arnold (jawohl, von DEM Bernd Arnold, der Meister war jedoch nicht persönlich anwesend), um einen Kletterführer zu erwerben

Zauberrippe, VIIb, am Honigstein
Die Zauberrippe am Honigstein, VIIb

und ein Einsteigerset KnotenschlingenLexikon für Blöde oder halt Elbsandsteinneulinge. Zu meiner Überraschung waren die Knoten in den Schlingen noch nicht drin, und ich machte mich daran, die Schlingenenden mit Sackstichen, Achtern, Neunern und ähnlichen Knoten zu verbinden. Nach Austausch mit erfahrenen Elbi-Kletterern auf dem Campingplatz, wurden einige Knoten wieder geändert. Ich brauchte dann am Fels überraschenderweise viel öfter Schlingen zum Fädeln von SanduhrenLexikon, als ich erwartet hatte, wo dann die Ausführung des Knoten vollkommen wurscht ist. Als Rissschlingen fand ich dann die Bandschlingen-Knotenschlingen sehr angenehm.

Doch nun endlich an den Fels. Oft genug hörte ich den Hinweis, “Fange weit unter deinem üblichen Niveau an”. Tatsächlich plante ich meinen Einstieg mit einem Weg im sächsischen Grad V. Die direkte Einstiegsvariante im Grad VIIa sah jedoch so verlockend aus, dass ich kurzerhand umdisponierte. Ein Ring auf ca. zwölf Meter Länge der Variante (insgesamt 30m), jedoch schon nach vier Metern über dem Boden, müsste eigentlich reichen und weiter oben meinte ich eine Sanduhr zu erkennen. Frau und Kinder sahen

Die Raaber Säule im Raaber Kessel
Die Raaber Säule im Raaber Kessel

geduldig, später dann eher gelangweilt zu, wie ich versuchte alle Schlingen am Gurt und um die Schulter unterzubringen. Nach einem kleinen Einstiegsüberhang stand ich ruckzuck am Ring, fand sogar noch drei Sanduhren und konnte mich über diesen damit dann gutgesicherten Weg mit prächtig rauem Fels richtig freuen. Da sich jedoch keines der Familienmitglieder zum Nachstieg bereit erklärte, hatte ich jetzt das Problem die Route abzubauen. Am Ausstieg auf dem Gipfel befand sich zwar eine Sicherungsöse. Abseilen und Seilabziehen konnte ich an der gelochten Blechlasche jedoch nicht. Dafür war ein voluminöser Abseilhaken vorgesehen, der dummerweise auf der anderen Seite des Gipfels ein Stückchen tiefer angebracht war. Ein auf dem Gipfel anwesender Kletterer erkannte anhand der gerufenen Gespräche mit meiner Bodenmannschaft mein Problem und bot sich an, eine lange Bandschlinge von mir plus Schraubkarabiner auf dem Abseilweg mir nachher mitzubringen.

Dieses Phänomen sah ich nachher noch an anderen Felsen immer wieder. Häufig findet man direkt am Ausstieg der Routen keinerlei Sicherungsmöglichkeiten, sondern erst etliche Meter weiter hinten auf dem Gipfel. Aufs Seilumlenken oder sogar topropenLexikon sind die meisten Routen nicht ausgelegt, sondern auf einen Nachsteiger.

Wir gewöhnten uns recht gut an die Eigenarten des Elbsandsteins und es gelangen einige schicke Routen im VIII. Grad. Etliche Knoten wurden gelegt und SanduhrenLexikon gefädelt. Nach ein bisschen Führerstudium und mit offenen Augen findet man viele tolle und gut abzusichernde Routen mit begeisternden Kletterzügen. Zwischen den Ringen ist etwas Kaltblütigkeit trotzdem nicht verkehrt.

Alter Mann beim Auf- und Abstiegs Freesolo
Solo am vorderen Höllenhundturm, VI

Vom Gipfel des Raaber Turms in dem mit steilen Felstürmen vollstehenden Raaber Kessel oberhalb von Rathen bot sich uns noch ein besonderes Schauspiel. Am gegenüberliegenden Vorderen Höllenhundturm stieg ein alter Mann in eine leicht überhängende Kante an der etwa 40 Meter hohen Talseite ein. Seine einzige Ausrüstung war eine gelbe Turnhose. Ansonsten war er ohne Seil, ohne Gurt und barfuss unterwegs. Sein Alter schätzte ich auf die Entfernung auf mindestens 60 Jahre. Die Kante wurde senkrecht, er spreitze sich einen breiten Kamin hoch und verschwand dann auf der Rückseite des Turms. Kurz darauf erschien er an der rechten Seite des Höllenhundturms wieder und stieg mit bedächtigen ruhigen Bewegungen eine etwas geneigte Reibungskante zum Gipfel. Nachdem er an diesem sehr exponierten Ort ein kurzes Nickerchen gehalten hatte, kletterte er die gleiche Route, immerhin im sächsischen Grad VI, wieder seilfrei und barfuss ab. Ich war sehr beeindruckt. Sächsisches FreikletternLexikon in Reinform.

Fazit:
Klettern im Elbsandstein? Klasse! Prima! Nur zu empfehlen. Gerne wieder! Jedoch schon anders als in reinen Sportklettergebieten.

Ulrich Schlieper, September 2003
 

Zur Information und zur Orientierung gibt es hier bei kleimbing.de eine Vergleichstabelle der sächsischen Schwierigkeitsskala mit der UIAA-Skala, der französischen und der amerikanischen.

Links zum Thema Elbsandstein:
   Die sächsischen Kletterregeln
   Einiges über Knotenschlingen
   Generell zum Elbi:
   www.gipfelbuch.de
   www.teufelsturm.de
 

© 2002-2009 by Ulrich Schlieper - Text and Photos